Erfreuliche Nachbarschaft

Anka Surber, erste Co-Präsidentin der Genossenschaft, über ihre Beziehung zum Lindenbühl

Anka Surber
Auf dem Lindenhügel

Im Jahr 2001 spazierte einmal Margrit Hemund vor unserem Haus vorbei. Zu dieser Zeit wohnte sie auch auf dem Lindenhügel. Wir waren also Nachbarinnen – und beide auch Nachbarinnen vom Lindenbühl. Ich sehe noch genau vor mir, wie wir beide vor unserem Haus auf dem Bänkli sitzen und Margrit mir erzählt, dass sie nun genug hat von ihrem Arbeitsverhältnis mit der Vermieterin, dem Schweizerischen Arbeiterhilfswerk SAH. Sie müsse Monat für Monat den relativ hohen Mietzins abliefern, und auf der anderen Seite passiere rein gar nichts. Weder werde das riesige Problem der veralteten Heizung angegangen (die mit dem Altersheim gemeinsam genutzt wurde und dort im Keller platziert war), weder das Treppenhaus saniert, noch Parkplätze gebaut ... und so weiter und so fort. Die Begründung sei, dass das SAH als Institution kein Geld habe. Deshalb wollten sie das Haus verkaufen. Ob Margrit selber kein Interesse hätte? Ein Kursleiter, Jorgos Canacakis, der viel im Lindenbühl mit seinen Gruppen zu Gast war, habe ihr gesagt, dass sie ja auch ihn und andere um Unterstützung anfragen könnte. Vielleicht gebe es gemeinsam eine neue Lösung – sprich genügend Geld für einen Kauf.

Da sprang der Funke auf mich über. Ja! Gerne würde auch ich helfen, eine gemeinsame Lösung zu finden. Eine grosse Motivation war, dass das Lindenbühl auf «unserem» Lindenhügel für mich ein ganz wichtiger «Lichtpunkt» war. Es bringt die verschiedensten Leute, Inspiration und Weite und ein Stück Welt in diese ländliche Gegend. Dies alles sollte aus meiner Sicht unbedingt erhalten bleiben. Und so fügte sich eins zum anderen.

Die Suche nach der Form

Eines war sofort klar: Es muss eine Gemeinschaft geschaffen werden, die das Lindenbühl dem SAH abkauft. Wir bildeten eine kleine Gruppe von fünf, sechs Frauen, die sich gemeinsam auf den Weg machte. Zunächst klärten wir ab, welche Organisationsform sich eignen würde für unser Anliegen: GmbH, AG, Genossenschaft oder Verein? Nach eingehender Prüfung wurde klar, dass die Form der Genossenschaft am besten passt.

Im Jahr 2002 luden wir alle unsere Bekannten, Freund:innen, Nachbar:innen, Trogner:innen ins Lindenbühl ein und warben für unser Vorhaben. Ich erinnere mich gut an Elisabeth Pletscher, die durch ihre verwandtschaftliche Verbindung zur Familie Zellweger einen starken Bezug zu diesem Haus hatte, da sich hier ein grosser Teil der Familie Zellweger jeweils zu Ferien getroffen hatte: Sie stand auf und hielt eine kurze, mitreissende Rede zur Unterstützung der Idee, mit Hilfe einer Genossenschaft das Haus zu kaufen und weiter zu betreiben.

Genossenschaftsgründung

Am 1. Februar 2003 gründeten wir die Genossenschaft. Der Saal war gut gefüllt und es war eine Begeisterung zu spüren. Ein schönes Erlebnis war für mich an diesem Anlass: Als es um die Besetzung des Vorstands und die Verteilung der Funktionen ging – und im speziellen um das Präsidium –, meldete sich spontan Verena Wüthrich, das Amt mit mir zusammen als Co-Präsidentin zu übernehmen. Sie ist eine langjährige Freundin von mir und war kurz vorher auch auf den Lindenhügel gezogen. Das habe ich in meiner Zeit als Präsidentin immer wieder erlebt: spontane Zusagen und genau die richtigen Personen am richtigen Ort zur richtigen Zeit, die das Projekt unterstützt haben.

Ein Jahr später war es soweit: Im Januar 2004 konnten wir die Liegenschaft zu einem sehr günstigen Preis kaufen.

Erste Renovationen

In meine Zeit als Präsidentin fiel auch die Beschäftigung mit der Vergrösserung des Gruppenraumes und überhaupt mit der (ersten) Renovation. Zuerst spielte bei unseren Überlegungen das kleinere alte Haus hinter dem eigentlichen Kurszentrum eine zentrale Rolle. Nach intensiven Abklärungen fiel diese Option aber aus finanziellen Gründen weg. So wurde zusammen mit dem Architekten Urs Eberle die Lösung der Entkoppelung von Essraum und Gruppenraum gefunden: Die Aussenterrasse wurde mit dem Anbau des Speisesaals (Veranda) ersetzt und der Gruppenraum vergrössert – zugleich wurde er damit in seine ursprüngliche Form zurückgeführt.

Nach sieben Jahren habe ich mich vom Vorstand verabschiedet und konnte das Amt des Präsidiums in die Hände von Sylvia Huber übergeben, die schon lange dabei und so mit allem vertraut und verbunden war.

Immer noch liegt mir das Lindenbühl am Herzen: als Genossenschafterin, als Nachbarin, als Anka.